Definition einer Perianalthrombose
Wie so häufig gibt es auch für dieses Krankheitsbild Begriffe, die synonym verwendet werden. Vor dem Einstieg ins Thema also der Versuch, etwas Licht in das “Namens-Wirrwarr” zu bringen: Mit Analthrombose, Perianalthrombose, perianale Thrombose und Analvenenthrombose ist ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einer Vene am Analrand oder im Analkanal gemeint. Häufig in Kombination mit einer oberflächlichen Venenentzündung (Phlebitis).1 Der Thrombus entsteht, wenn sich Blut in einem Gefäß anstaut, gerinnt und das Gefäß verstopft.
In vielen Fällen bildet sich das Gerinnsel aufgrund einer zu hohen Anspannung am Schließmuskel (Sphinkter), zu der es beispielsweise bei Stress oder ständiger Verstopfung kommt. Die Analthrombose tritt häufig plötzlich innerhalb von Minuten bis Stunden auf und ist meist äußerst schmerzhaft.2 Im Vergleich zu beispielsweise einer tiefen Beinvenenthrombose ist die Analthrombose jedoch nicht gefährlich, da das geronnene Blut in der Vene verbleibt und nicht in andere Gefäße eingeschwemmt wird (Embolie).
Symptome: Dadurch zeichnet sich eine Perianalthrombose aus
Optisch erkennen Experten die Analthrombose an ein oder mehreren Knoten, die
- erbsen- bis pflaumengroß,
- prall-elastisch,
- bläulich-rot,
- mit Haut überzogen und
- oft dauerschmerzhaft sind.
Die Analthrombose löst häufig ein Umgebungsödem (Schwellung) aus. Dieses bewirkt eine Spannung, wodurch das knotenartige Gebilde der Analthrombose aufreißen kann – beispielsweise durch Reibung beim Verwenden von Toilettenpapier. Das wiederum zieht weitere Symptome nach sich:
- Blutungen
- starkes Jucken
- eitrige oder nässende Entzündung
Infolge der Blutung lässt der Druck nach, was von Patienten einerseits als erleichternd, andererseits aber häufig auch als beunruhigend empfunden wird. Nachdem Sie eine Kompresse auf die betroffene Hautstelle gelegt haben – sollten Sie einen Arzt konsultieren, der sich die Wunde ansieht.
Einige der genannten Symptome können auch bei folgenden Erkrankungen eine Rolle spielen:
Achtung, häufige Verwechslungsgefahr!
Die Beschwerden einer Perianalthrombose ähneln stark denen eines Hämorrhoidalleidens. Nicht umsonst werden Analthrombosen umgangssprachlich auch als „falsche Hämorrhoiden“ bezeichnet.
Merkmale gegenübergestellt:
Analthrombosen | Hämorrhoiden | |
Lage | am Analrand oder im Analkanal | innerhalb des Anus; größere können nach außen fallen |
Schmerzen | ja, meistens | nicht im Anfangsstadium |
Blutung | möglich, wenn sich der Hautknoten öffnet | ja, möglich |
Juckreiz, Brennen, Stechen | möglich | möglich |
Auftreten | plötzlich | stufenweise Entwicklung |
So läuft die Diagnose ab
Sehen Sie bitte von einer Selbstdiagnose ab und suchen Sie bei Problemen im Analbereich Ihren Hausarzt oder aber gleich einen Proktologen auf. Er ist spezialisiert auf den Analbereich sowie den Enddarm und in der Lage, die Beschwerden einer Analvenenthrombose beziehungsweise einer anderen Analkrankheit zuzuordnen.
In der Regel stellt der Spezialist die Diagnose Analvenenthrombose mittels
- Inspektion (Betrachten der betroffenen Stelle) und
- Abtasten.
Spezielle Untersuchungsgeräte wie ein Proktoskop (starres Rohr mit Lichtquelle) kommen nur dann zum Einsatz, wenn sich die Analthrombosen tief im Analkanal gebildet haben.
Keine falsche Scham: Sicher mag der bevorstehende Arzttermin für Sie unangenehm sein, schließlich geht es um eine sehr intime Körperstelle. Versuchen Sie jedoch, sich vor Augen zu führen, dass Sie mit dieser Analbeschwerde nicht allein sind. Ganz im Gegenteil: Etwa 5 Prozent aller Patienten, die sich beim Proktologen vorstellen, leiden darunter.1 Der Arzt geht bei der Untersuchung schnell, routiniert und behutsam vor, sodass Sie für gewöhnlich keine Schmerzen befürchten müssen.
Analvenenthrombose: Ist das nicht gefährlich?
Vielen ist vermutlich der Begriff “Thrombose” im Zusammenhang mit der Entstehung eines Gerinnsels – beispielsweise in den tief liegenden Beinvenen – geläufig, bei dem die Gefahr einer Lungenembolie besteht, denn: Wird das Blutgerinnsel über den Blutkreislauf in eine oder mehrere Lungenarterien eingeschwemmt, ist akuter Sauerstoffmangel die Folge. Bei der Analvenenthrombose hingegen bleibt das Blutgerinnsel an Ort und Stelle, es “wandert” nicht durch den Körper und ist somit ungefährlich.3
Mögliche Risikofaktoren einer Perianalthrombose
Es stehen zahlreiche auslösende Faktoren in Verdacht, für die jedoch wissenschaftliche Belege fehlen. Dazu zählen beispielsweise:
- hoher Druck: starkes Pressen beim Stuhlgang, Husten, Niesen, Endphase einer Schwangerschaft (Druck auf den Beckenboden), Entbindung
- körperliche oder einseitige Belastung: schweres Heben, ungewohnter Sport, langes Sitzen (beruflich bedingt oder auf Reisen)
- Ernährung: Alkohol, scharfe Gewürze
- Hormone: Menstruation
- mechanischer Einfluss: Analsex, vorangegangene proktologische Operationen
- Temperaturen: Sitzen auf kalten, harten Flächen
- operative Eingriffe: beispielsweise Gummibandligatur (Abbinden von Hämorrhoiden)
- Vorerkrankung: Blutgerinnungsstörung (sehr selten)
Anfällig für eine Analvenenthrombose scheinen auch Patienten mit einem Hämorrhoidalleiden zu sein, für das es wiederum zahlreiche Ursachen wie Schwangerschaft oder ungünstige Lebensgewohnheiten gibt.
Perianalthrombose behandeln – so geht´s
Eine Perianalthrombose bildet sich meist von selbst zurück – allerdings kann das etwas dauern. Ohne Therapie sind die Knoten am After oft Wochen vorhanden.4 Wie lange die Beschwerden anhalten und wie stark ausgeprägt die Symptome sind, hängt auch zusammen mit der Größe des Thrombus und dem Ausmaß der Begleitphlebitis (Entzündung).
Konservativ-medikamentös
Für eine möglichst beschwerdefreie Zeit empfiehlt der Arzt Ihnen womöglich eine spezielle Salbe, etwa mit dem Wirkstoff Lidocain. Dadurch werden der Juckreiz und etwaige Schmerzen der Perianalthrombose gelindert. Bei stärkerem Leiden kommen häufig schmerz- und entzündungshemmende Präparate (meist auch in Form einer Salbe) zum Einsatz. Ab dem Beginn der Behandlung dauert es circa 10 Tage, bis sich kleinere Knoten zurückbilden.4
Operation
Eines vorweg: Bitte überlassen Sie alle Maßnahmen – wie das Aufstechen der Knoten – unter allen Umständen einem Mediziner!
Sind die Schmerzen sehr stark, sollte in den ersten 1 bis 2 Tagen eine vollständige Entfernung des Thrombus erfolgen.4 Bis die Wunde abgeheilt ist, vergehen in der Regel 2 bis 3 Wochen.5
Zwar wäre es auch möglich, den Hautknoten mit einem Stichskalpell zu öffnen und zu leeren, doch ist diese Variante mit einem erhöhten Risiko für eine Nachblutung und einer erneuten Analvenenthrombose verbunden.
Als Nachbehandlung kommt eine heparinoidhaltige Salbe zum Einsatz. Bei einer Rezidivneigung (Wiederauftreten einer Krankheit) und starken, begleitenden Entzündungen helfen Sitzbäder und Antiphlogistika, das sind Wirkstoffe, die Entzündungen hemmen.4
Sind wiederkehrende Perianalthrombosen auf ein Hämorrhoidalleiden zurückzuführen, empfiehlt es sich, mit einem Proktologen über eine Hämorrhoidenbehandlung zu sprechen.
Übrigens: Bei 5 bis 10 Prozent der Betroffenen vernarbt die Analthrombose nach konservativer Behandlung, es bleibt ein kleiner Knoten zurück. Auch hier empfiehlt sich eine chirurgische Entfernung.
Maßnahmen, um die Heilung der Perianalthrombose zu unterstützen
Auch die Betroffenen selbst können einen Beitrag dazu leisten, den Genesungsprozess zu beschleunigen. So geht´s:
- Vermeiden Sie lange Sitzungen und starkes Pressen auf der Toilette.
- Setzen Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (1,5 Liter täglich).
- Ernähren Sie sich ballaststoffreich (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse). So sorgen Sie für weichen Stuhlgang.
- Achten Sie auf eine schonende Analhygiene. Um keine weitere Reizung zu provozieren, verzichten Sie bitte auf Duschgel sowie Seife und reinigen Sie den Analbereich nur unter fließendem Wasser.
Weitere Tipps
Ist Sport bei einer Analthrombose erlaubt?
Eine Empfehlung, welche Sportarten geeignet sind und welche nicht, gibt Ihr behandelnder Arzt ab. Er sagt Ihnen auch, wie lange Sie generell nach einer Operation der Analthrombose auf sportliche Betätigung verzichten sollten.
Wie lässt sich das Sitzen angenehmer gestalten?
Es gibt spezielle (Hämorrhoiden-) Kissen zu kaufen, die aufgrund der Aussparung in der Mitte an die Form eines Rings oder Donuts erinnern. Ein direkter Kontakt des bei einer Analthrombose sehr empfindlichen Analbereichs mit der Sitzfläche wird so vermieden.
Mögliche Folge einer Perianalthrombose: Mariske
Bildet sich die Analthrombose von selbst (ohne eine operative Öffnung) zurück, kann es mitunter vorkommen, dass Hautfalten um den Anus herum entstehen. Dabei handelt es sich um Marisken. Sie sind harmlos, verursachen keine Schmerzen und stellen nur ein kosmetisches Problem dar. Wenn die Hautfalten zu sehr stören, lassen sie sich chirurgisch entfernen.