Ablauf der Gummibandligatur


Sieht der behandelnde Arzt eine Gummibandligatur vor, erfolgt der Eingriff meist ambulant. Eine Sitzung dauert in der Regel circa fünf Minuten – allerdings sind oft zwei bis vier Prozeduren nötig, bis sich ein Therapieerfolg verzeichnen lässt. Doch wie genau geht der Facharzt bei der Gummibandligatur vor? Zu Beginn führt er ein Proktoskop (starres, kurzes, offenes „Sichtrohr“) in den After des Patienten ein. Über das bringt er anschließend ein Gerät ein, mit dessen Hilfe er die Schleimhaut an der richtigen Stelle oberhalb des größten Hämorrhoidalpolsters ansaugt und dann den Gummiring darüberstülpt („schnalzt“).

Der Spezialist rafft so mittels dieses Gummirings die Enddarmschleimhaut über der Hämorrhoide zusammen. Hierdurch wird zunächst die Hämorrhoide etwas geliftet. Der Vorgang führt zu einem Abschnüren der Arterien, die die Hämorrhoide versorgen, und somit zur Drosselung ihrer Blutzufuhr, wodurch sie sich verkleinert. An einer weiteren, nächstgrößeren Hämorrhoide kann die Prozedur in der gleichen Sitzung auch noch erfolgen. Das geraffte Gewebe fällt circa nach einer Woche ab – was von Patienten oft auch unbemerkt bleibt – und wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Eventuell kommt es dabei zu geringen Blutungen, in sehr seltenen Fällen zu starken. Bis die Region im Darm vollständig abgeheilt ist, kann es fünf bis sechs Wochen dauern.

Eine Ligatur bei Hämorrhoiden können Sie sich wie folgt vorstellen:

Illustration Gummibandligatur 1: After mit vergrößerten Hämorrhoiden

1. Der behandelnde Arzt diagnostiziert krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden und empfiehlt eine Gummibandligatur.

Illustration Gummibandligatur 2: Proktoskop saugt Darmschleimhaut ein

2. Der Arzt führt ein Proktoskop in den After des Patienten ein. Mit einem schlanken Gerät, das er durch das Proktoskop hineinschiebt, saugt er die Darmschleimhaut oberhalb der vergrößerten Hämorrhoide an und zieht ein Gummiband darüber.

Illustration Gummibandligatur 3: Gummiband rafft Schleimhaut zusammen

3. Die durch das Gummiband geraffte Schleimhaut führt zu einer Straffung und einer gedrosselten Blutzufuhr der Hämorrhoide.

Illustration Gummibandligatur 4: Abgeschnürte Darmschleimhaut stirbt ab.

4. Die abgeschnürte Darmschleimhaut stirbt ab und wird nach circa einer Woche mit dem Stuhl ausgeschieden. Die ursprünglich vergrößerte Hämorrhoide hat sich aufgrund der gedrosselten Blutzufuhr wieder verkleinert.

Das sollte vorher geregelt sein

Um starke Blutungen zu vermeiden, gilt es vor dem Eingriff abzuklären, ob der Patient gerinnungshemmende Medikamente einnimmt – zum Beispiel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS). Mittel mit ASS sind in der Regel zehn Tage vorher abzusetzen. Neben ASS gibt es andere blutverdünnende Medikamente, die kürzere oder längere Absetzzeiten haben.
Doch Achtung: Nicht alle Blutverdünner können abgesetzt werden, weswegen auch nicht bei jedem Patienten eine Gummibandligatur infrage kommt. Der Arzt informiert den Betroffenen dann über Alternativen.

Gummibandligatur - wie lange bestehen Schmerzen?


In der Regel verspürt der Patient keine Schmerzen beim Überstülpen des engen Gummibandes über die unsensible Enddarmschleimhaut oberhalb der betroffenen Hämorrhoide. In diesem Bereich ist das Gewebe schmerzunempfindlich. Eine Betäubung ist daher nicht notwendig. Während des kleinen Eingriffs sowie für einige Stunden danach kann ein drückendes Gefühl, vergleichbar mit Stuhldrang, auftreten.

Wissenswert!

In der unteren Enddarmschleimhaut befinden sich Nervenfasern des vegetativen Nervensystems, welche autonom, also im Prinzip unabhängig, wichtige Körperfunktionen wie die Verdauung regeln. Im Rahmen der Gummibandligatur können Patienten über das vegetative Nervensystem ein ungutes Gefühl, seltener Schweißausbrüche, entwickeln. Deswegen ist es immer von Vorteil, vor allem bei der ersten Behandlung, einen Verwandten oder Freund mitzunehmen.

Extrem selten können bis zu eine Woche lang moderate Schmerzen auftreten.  Hier helfen Geduld und vom Arzt verordnete Schmerzmittel.

Blutung – eine mögliche Komplikation

Weitere Folgen wie stärkere Blutungen sind bei diesem Verfahren zwar sehr selten, aber grundsätzlich immer vorstellbar. Sie entstehen in der Regel beim Abfallen des gerafften Gewebes. Hierbei öffnet sich manchmal ein Blutgefäß. Suchen Sie im Fall dieser Beschwerde Ihren Arzt auf. Er stillt die Blutung.

Wann tritt Besserung nach einer Gummibandligatur ein?


Die Symptome des Hämorrhoidalleidens verbessern sich meist mit dem Vernarben des behandelten Bereichs nach circa zwei bis drei Wochen. Bis eine optimale Linderung der Beschwerden erzielt ist, sind allerdings bis zu vier Sitzungen erforderlich. Diese werden im Abstand von fünf bis sechs Wochen durchgeführt.

Das Ergebnis der Ligaturen hält meist einige Jahre lang an.Dafür muss der Betroffene aber auch selbst aktiv werden. Leidet er häufig an einem harten Stuhl mit Presszwang, der die Entstehung eines Hämorrhoidalleidens begünstigt, sollte der Patient seine Ernährung anpassen. Viel trinken und ballaststoffreiche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Vollkornprodukte) gehören dann auf den Tagesplan.

Da weder eine Narkose noch Schnitte und Nähte für den Eingriff nötig werden, sind Betroffene nicht lange „krank“. Sie können nach der Gummibandligatur so gut wie immer direkt wieder nach Hause gehen. Kommt es jedoch zu Komplikationen, ist eine Krankschreibung durchaus denkbar. Die Entscheidung darüber trifft der Fachmann.

Gummibandligatur – wie lange kein Sport?

Eine pauschale Antwort auf diese Frage existiert nicht. Es ist es immer von Patient zu Patient unterschiedlich, wann nach dem Verfahren wieder mit dem Sport begonnen werden sollte. Empfehlenswert ist es jedoch, solange zu warten, bis die Narben verheilt sind und sich der Patient wohlfühlt. Sportarten, die mit pressenden Bewegungen einhergehen, wie Gewichtheben, sollten für zwei Wochen pausiert werden. Ebenso ist es ratsam, vier bis sechs Wochen auf rezeptiven (empfangenden) Analverkehr zu verzichten. Für die genaue Bestimmung des optimalen Zeitpunkts, sprechen Sie am besten mit Ihrem behandelnden Arzt.

Wann eignet sich die Therapie?


Die circa fünfminütige Behandlung findet vor allem bei Hämorrhoiden zweiten Grades Anwendung.1 Im ersten Stadium können Betroffene mit Salben und Cremes gute Erfolge gegen Symptome wie Jucken und Brennen erzielen. Bei Hämorrhoiden dritten und vierten Grades sind richtige Operationen wie zum Beispiel die Milligan-Morgan-OP, bei der die betroffenen Hämorrhoiden herausoperiert werden, erfolgversprechender.

Welcher Arzt führt eine Gummibandligatur durch?


Wer nicht weiß, wohin er mit seinen Beschwerden und der Sorge, krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden zu haben, gehen soll, ist bei seinem Hausarzt zunächst gut aufgehoben. Dieser kann eine erste Einschätzung geben und bei Bedarf an einen Facharzt weiter überweisen. Dazu zählen

  • Chirurgen (ihr Kerngebiet ist die Durchführung von Operationen),
  • Dermatologen (sie beschäftigen sich mit dem Aufbau sowie der Funktion der Haut).

Wichtig ist auf jeden Fall die Zusatzbezeichnung „Proktologe“, denn somit hat der Arzt eine spezielle Weiterbildung und ist Experte für den Enddarm sowie Analbereich.

Darum sollten Sie zum Mediziner gehen

Ein Fachmann kann Ihnen dabei helfen, Ihre Beschwerden und Schmerzen loszuwerden. Je eher Sie es schaffen, über Ihre veränderten Hämorrhoiden zu sprechen, umso schneller kann mit einer Therapie begonnen werden. Beschwerden im Analbereich sollten kein Tabuthema für Sie sein. Jeder Zweite leidet in seinem Leben mindestens einmal an veränderten Hämorrhoiden.2 Zudem kann der Spezialist mögliche schlimmere Erkrankungen rechtzeitig erkennen und behandeln.

Die Alternative: Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur (HAL)


Neben der Gummibandligatur bietet die Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur (HAL) – auch Umstechungsligatur genannt – eine weitere Option zur Behandlung eines Hämorrhoidalleidens. Bei diesem Verfahren geht es ebenso um ein Abbinden beziehungsweise Abschnüren von Hämorrhoiden versorgenden Arterien.

Im Gegensatz zur Gummibandligatur wird bei der HAL-Operation jedoch meist mit einem Ultraschallgenerator gezielt nach Blutgefäßen gesucht (Dopplersonografisch gesteuerte Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur (DG-HAL)). Der Mediziner verwendet dafür ein spezielles Proktoskop, in welches die sogenannte Ultraschalldopplersonde eingebaut ist. Das Gerät sendet und empfängt Ultraschallwellen und wandelt diese Signale dann in elektrische Impulse um.

Durch ein Fenster im Gerät kann die zuführende Arterie mit einer Nadel und medizinischem Nähmaterial abgebunden werden. Das umschnürte Blutgefäß führt zu der gewünschten Schrumpfung der Hämorrhoide. Die Therapie ist prinzipiell ambulant – ohne Krankenhausaufenthalt – möglich. In der Regel erfolgt eine HAL-Operation allerdings unter Vollnarkose oder einer tiefen Spinalanästhesie, bei der lediglich der Po betäubt wird. Falls dieses Verfahren bei Ihnen infrage kommt, beantwortet Ihr Arzt auch Fragen zum Thema Narkose.

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Quellen anzeigen
  • 1Winkler, Rainer u. a.: Proktologie. Ein Leitfaden für die Praxis. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 22011. S. 82.
  • 2Weiser, Friedrich Anton: Hämorrhoiden. Sprechen wir drüber. Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 22016. S. 37.