Antworten auf die wichtigsten Fragen

Warum begünstigt eine Schwangerschaft Hämorrhoiden?

Die hormonelle Umstellung kann ebenso für vergrößerte Hämorrhoiden verantwortlich sein wie der steigende Druck im Bauchraum infolge der stetigen Gewichtszunahme des Babys.

Können sich Hämorrhoiden, die in der Schwangerschaft oder während der Geburt entstanden sind, von selbst zurückbilden?

Ja, bei vielen Frauen ist das der Fall. Ihr Körper braucht dazu aber ein paar Wochen Zeit.4 Sie müssen damit verbundene Beschwerden wie Brennen, Schmerzen oder Juckreiz nicht aushalten. Zögern Sie nicht, Ihren behandelnden Gynäkologen oder auch Ihre Hebamme um Rat zu fragen.

Hämorrhoiden – was können Schwangere dagegen tun?

Salben und Zäpfchen können helfen, leichtere Symptome bei einem Hämorrhoidalleiden zu lindern. Wer mag, probiert es mit Hausmitteln wie Sitzbädern und kühlenden Kompressen. Ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr sorgen für weichen Stuhl.

Hämorrhoiden – was ist das überhaupt?


Spricht jemand davon, er habe Hämorrhoiden, ist diese Aussage zwar korrekt, aber irreführend. Denn jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Die Schwellkörper befinden sich im Bereich des Darmausgangs und sorgen gemeinsam mit dem Schließmuskel dafür, dass wir den Stuhl zurückhalten können. Normalerweise bemerken wir sie dort nicht. Erst wenn Beschwerden wie Juckreiz oder Blutungen aus dem Anus auftreten, sprechen Mediziner von einem Hämorrhoidalleiden.

Ursachen für Hämorrhoiden in und nach der Schwangerschaft


Circa 65 bis 85 Prozent der Frauen haben zum ersten Mal mit den knotenförmigen Gefäßerweiterungen am Darmausgang zu tun, wenn sie ein Kind erwarten.2 Ein Hämorrhoidalleiden tritt oft gegen Ende der Schwangerschaft auf.

Die Ursachen sind vielfältig:

  • Hormone: Als erstes zu nennen ist die hormonbedingte Umstellung – alles wird dehnbarer, das Bindegewebe, aber auch die Gefäße im Enddarmbereich. Zum einen muss schließlich Platz für das stetig wachsende Kind geschaffen werden, zum anderen bereitet sich der Körper so auf die bevorstehende Geburt vor, bei der hohe Nachgiebigkeit verlangt ist.
  • Gewichtszunahme: Mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft drücken die Gebärmutter und das Kind auf die Blutgefäße des Enddarms. Die Folge: Das Blut fließt nicht mehr so gut ab und staut sich – die Hämorrhoiden werden größer.
  • Verstopfung: Auch hier kann der veränderte Hormonhaushalt eine Rolle spielen. Daneben sind mangelnde Bewegung oder eine ballaststoffarme Ernährung Gründe für eine langsamer erfolgende Darmbewegung. Dadurch verbringt der Nahrungsbrei mehr Zeit im Darm, wo ihm zu viel Wasser entzogen wird. Es kommt zu einer Verhärtung des Stuhlgangs. Um den Stuhl absetzen zu können, pressen viele Betroffene auf der Toilette verstärkt. Doch das begünstigt Verletzungen am After oder das Heraustreten der Hämorrhoiden.
  • Vererbung: Unter Umständen zeigt sich eine genetische Veranlagung für ein schwaches Bindegewebe erstmals in der Schwangerschaft für ein Hämorrhoidalleiden verantwortlich.
  • Lange Austreibungsphase/Presswehen: Mit Austreibungsphase beschreiben Mediziner und Hebammen die Phase der Presswehen, die von vollständiger Erweiterung des Gebärmutterhalses (10 Zentimeter) bis hin zur Geburt des Babys dauert.3 Bedingt durch das starke Pressen kann ein Hämorrhoidalleiden entstehen oder sich verschlimmern. Grund hierfür ist der beeinträchtigte venöse Rückfluss des Blutes. Hilfreich ist es, wenn die Hebamme die Hämorrhoiden der Gebärenden mit in kaltem Wasser getränkten Tupfern kühlt und dabei sachten Gegendruck auf diese anwendet.

Infolge des Geburtsvorgangs erleiden viele Frauen Dammverletzungen, etwa einen Dammriss, bei dem das Gewebe zwischen Scheide und After einreißt. Auch das kann eine spätere verstärkte Hämorrhoidenbildung zur Folge haben.11

Bei Hämorrhoiden zum Frauenarzt?


Bereiten vergrößerte Hämorrhoiden Probleme, stellt sich Ihnen womöglich die Frage, welcher Arzt denn nun zuständig ist. Muss es gleich ein Proktologe sein, also ein Spezialist auf dem Gebiet der Enddarmerkrankungen, oder ist doch der Frauenarzt erster Ansprechpartner? Für gewöhnlich ist der Gynäkologe kein Fachmann für die Behandlung von Hämorrhoidalleiden. Aber da nun einmal insbesondere Schwangere häufig an vergrößerten Hämorrhoiden leiden, wird Ihnen der Frauenarzt wahrscheinlich dennoch weiterhelfen können, indem er Sie über Möglichkeiten der Behandlung in Ihrem individuellen Fall aufklärt. Ist es dem Gynäkologen nicht möglich, die Hämorrhoiden als Ursache für Ihre Symptome auszumachen, überweist er Sie an einen Experten – auch dann, wenn die vergrößerten Hämorrhoiden stark behandlungsbedürftig sind.

Hämorrhoidalleiden in der Schwangerschaft behandeln


Generell ist die Therapie abhängig vom Schweregrad der Hämorrhoidalveränderungen, je nachdem, wie stark das Gewebe vergrößert ist und welche Beschwerden auftreten. In den Anfangsstadien (eins und zwei) ist eine Besserung der Beschwerden durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten sowie den Einsatz spezieller Zäpfchen oder Salben, etwa mit Jojoba-Öl und Bienenwachs, möglich. Entsprechende – in der Schwangerschaft und Stillzeit zugelassene – Präparate sollen unter anderem die Analregion vor Reizungen schützen und durch eintretenden Gleiteffekt das Absetzen des Stuhls erleichtern.

Ein operativer Eingriff, wie er bei Grad drei möglich und bei vier unabdingbar ist, sollte nicht unbedingt in der Schwangerschaft erfolgen. Eine Verödung der Hämorrhoiden beispielsweise kommt bei starken Beschwerden frühestens 3 Monate nach der Geburt in Frage.4 Doch darüber müssen sich nur wenige Frauen Gedanken machen, denn die gute Nachricht ist: Vergrößerte Hämorrhoiden bilden sich, wenn sie in der Schwangerschaft oder während der Geburt entstanden sind, in den meisten Fällen innerhalb einiger Wochen von selbst zurück.5

Doch bis dahin ist es keinesfalls erforderlich, die Zähne zusammenzubeißen, nach dem Motto „Mit den Beschwerden muss ich jetzt einfach eine Zeitlang leben“ oder „Das wird schon wieder weggehen“.

Bereiten die Hämorrhoiden akut Probleme, seien Ihnen daher folgende Tipps ans Herz gelegt:

  • Eine gute Analhygiene gehört zur „Basistherapie”. Säubern Sie nach jedem Stuhlgang Ihren After mit warmem Wasser. Wer kein Sitzwaschbecken (Bidet) besitzt, kann auch unter die Dusche gehen oder mit einem feuchten Waschlappen nachwischen.
  • Sitzbäder können gegen die Beschwerden helfen. Geben Sie als Zusatz entzündungshemmende Kamille hinein. Reich an Gerbstoffen sind vor allem Zaubernuss (Hamamelis) oder Eichenrinde. Beide wirken zusammenziehend auf das Gewebe im unteren Darmabschnitt. Achten Sie in jedem Fall darauf, dass das Wasser nicht zu warm oder gar heiß ist, da sich die Beschwerden dadurch mitunter verschlimmern. 20 Minuten täglich sind ausreichend.6

Nach der Reinigung und Sitzbadbehandlung den Intimbereich bitte mit einem weichen Baumwollhandtuch behutsam trockentupfen.

Anleitung für ein Eichenrinde-Sitzbad

So bereiten Sie das bewährte Hausmittel gegen Hämorrhoiden vor:

  • Kochen Sie 2 Esslöffel Eichenrinde mit 1 Liter Wasser auf.7
  • Reduzieren Sie die Hitze, auf kleiner Flamme 10 Minuten köcheln lassen.7
  • Den abgesiebten Sud vorsichtig in eine kleine Wanne geben.
  • Das Sitzbad sollte Körperwärme – 37 Grad Celsius – haben.8

Die juckreizstillende Eichenrinde erhalten Sie im Reformhaus oder der Apotheke.

  • Kühlend und abschwellend wirkt unter Umständen ein Beutel mit kaltem Wasser, der für 15 Minuten auf die betroffene Stelle gelegt wird.9 Alternativ ist es möglich, ein Gel-Kühlpad auf das Areal zu legen – damit es nicht zu Erfrierungen kommt, umwickeln Sie dieses zum Beispiel mit einem Baumwolltuch.
  • Auch der richtige Toilettengang ist wichtig. Zu lange Sitzungen auf dem stillen Örtchen mit starkem Pressen fördern das Vorfallen der Schwellkörper. Besser ist es abzuwarten, bis Sie Stuhldrang haben. Außerdem ist es empfehlenswert, einen Hocker unter die Füße zu stellen: Dadurch entsteht zwischen Oberschenkel und Oberkörper ein steiler Winkel, der Enddarm zieht sich gerader und die Darmentleerung wird erleichtert.
  • Um die mechanische Belastung beim Stuhlgang zu verringern, hilft es, den After mit Ringelblume-Salbe einzucremen. Sie lässt den behandelten Bereich geschmeidiger werden, außerdem wirkt Ringelblume (Calendula) entzündungshemmend. Die Heilpflanze eignet sich auch für die Anwendung in der Schwangerschaft.10

Was tun gegen Hämorrhoiden nach der Geburt?


Bestehen nach der Geburt akute Probleme mit Hämorrhoiden, ist es enorm wichtig, sämtliche Druckbelastungen auf das Becken zu vermeiden, um keinen Blutandrang im kleinen Becken (Beckeneingang, Beckenhöhle, Beckenausgang) sowie eine Abflussbehinderung des Blutes zu provozieren.

Daher gilt zum Beispiel:

  • Auf langes Sitzen verzichten,
  • Beine nicht übereinanderschlagen und
  • schweres Heben ablehnen.

Kompressen mit Quark, in die vorher noch 1 Tropfen Zypressen- oder Lavendelöl gerührt wurde, können bei der Rückbildung der Hämorrhoiden unterstützen. Streichen Sie dazu 1 bis 2 Esslöffel des Quarks auf eine aufgefaltete Kompresse. Diese im Anschluss länglich falten und eine halbe bis eine Stunde auf die Hämorrhoiden legen.11 Der Quark sollte keinen direkten Kontakt mit den vergrößerten Hämorrhoiden haben.

Honig stellt im Wochenbett eine Alternative dar. Diesen vorsichtig wie eine Salbe auf den vergrößerten Hämorrhoiden verteilen und darauf ein kaltes Kirschkernsäckchen legen. Das Ganze mehrmals täglich wiederholen.12

Moms Life Hack:

Damit die Quarkkompresse oder Honig & Kirschkernsäckchen besser halten, tragen Sie diese am besten zusammen mit einer Wöchnerinnenbinde (erhältlich in der Apotheke) im Slip oder in speziellen dehnbaren Netzunterhosen.

Sanfte Hilfe aus der Homöopathie bei Hämorrhoiden in und nach der Schwangerschaft


Darüber hinaus können homöopathische Mittel bei Schwangerschaftsbeschwerden wie Hämorrhoiden Anwendung finden.

Bewährtes aus der homöopathischen Hausapotheke:13

  • Aesculus C6 (Rosskastanie): in der Schwangerschaft; wenn das Abwischen des Stuhls Schmerzen verursacht; bei auftretendem Brennen und Stechen im Analbereich (nach dem Stuhlgang); bei Juckreiz (in der Bettwärme)
  • Hamamelis C6 (Zaubernuss): nach der Schwangerschaft; zum Beispiel bei stark berührungsempfindlichen Hämorrhoiden; wundem After
  • Collinsonia D12 (Pferdemelissen): während/am Ende der Schwangerschaft; zusätzlich chronische Verstopfung; knolliger, harter Stuhl; Brennen und Juckreiz

Wichtig: Bitte beachten Sie jedoch, dass ein Arztbesuch unumgänglich ist, wenn Sie an starken Schmerzen leiden oder gar Blutungen auftreten.

Hämorrhoiden in der Schwangerschaft vorbeugen


Da Probleme mit den Hämorrhoiden keine Seltenheit sind, fragen sich viele werdende Mamas zurecht, was sie tun können, um sie zu vermeiden. Als vorbeugende Maßnahmen kommen beispielsweise folgende infrage:

  • Ballaststoffreiche Ernährung hilft gegen Verstopfung und macht den Stuhl geschmeidiger. Vor allem Datteln, Feigen, Süßkartoffeln, Linsen und Vollkornprodukte sind geeignet. Auch Leinsamen und Weizenkleie fördern den Stuhlgang, wohingegen Schokolade, Eier, rotes Fleisch und Weißmehlprodukte das „große Geschäft“ eher erschweren. Bei ausgeprägter Verstopfung ist der Verzehr von Sauerkraut(saft), Trockenpflaumen oder Sauermilchprodukten einen Versuch wert.
  • Reichlich Flüssigkeit sorgt für weicheren Stuhlgang. Mindestens 2 Liter täglich sollten es sein.14 Wasser, ungesüßter Tee und Saftschorlen bieten sich an; schwarzer Tee hingegen weniger, er wirkt stopfend.
  • Für die Verdauung ist Bewegung förderlich. Ein kleiner Spaziergang oder moderater Sport bringen Darm und Kreislauf in Schwung.
  • Beckenbodentraining sorgt für eine bessere Durchblutung des Beckenbereichs. Besonders geeignet sind Einheiten in der Knie-Ellbogen-Lage sowie im Vierfüßlerstand, da hierbei kein allzu großer Druck auf die Hämorrhoiden ausgeübt wird.

Zu guter Letzt: Vermeiden Sie langes Sitzen oder Stehen, denn auch dadurch staut sich das Blut in den Schwellkörpern. Generell können spezielle Hämorrhoiden-Sitzringe beziehungsweise -kissen das Sitzen angenehmer machen. Diese sind beispielsweise im Sanitätshaus erhältlich.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Müller, Celine: Hämorrhoiden bei Schwangeren – was ist erlaubt? URL: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/08/17/haemorrhoiden-bei-schwangeren-was-ist-erlaubt - Stand 04.05.2021
  • 2Rath, Werner (Hrsg.): Erkrankungen in der Schwangerschaft. Stuttgart: Thieme 2005. S. 163.
  • 3Hofmeyr, GJ et. al.: Druck auf den Gebärmuttergrund während der Austreibungsphase. URL: https://www.cochrane.org/de/CD006067/PREG_druck-auf-den-gebarmuttergrund-wahrend-der-austreibungsphase - Stand 04.05.2021
  • 4Höfer, Silvia/Szász, Nora: Hebammengesundheitswissen. Für Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach. München: Gräfe und Unzer 2012. S. 236.
  • 5Gebauer-Sesterhenn, Birgit/Villinger, Thomas: Schwangerschaft und Geburt. München: Gräfe und Unzer 2012. S. 100.
  • 6Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Grundlagen – Anwendung – Therapie. Stuttgart: Haug Verlag. 42014. S. 208.
  • 7Jahn, Ruth: Rezeptfrei gesund mit Schweizer Hausmitteln. Zürich: Beobachter Buchverlag/Axel Springer. 32012. S. 257.
  • 8Harder, Ulrike: Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Stuttgart: Hippokrates Verlag 22005. S. 68.
  • 9Kainer, Franz/Nolden, Annette: Das große Buch zur Schwangerschaft. München: Gräfe und Unzer 122016. S. 205.
  • 10Ell-Beiser, Helga: Richtig verordnen: Heilpflanzen in der Schwangerschaft. In: DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2017; 2: 42–46.
  • 11Harder, Ulrike: Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Stuttgart: Hippokrates Verlag 42015, S. 35.
  • 12Heller, Angela: Nach der Geburt. Wochenbett und Rückbildung. Stuttgart: Thieme 2002. S. 293.
  • 13Sommer, Sven: Homöopathie in der Schwangerschaft. Sanfte Hilfe für werdende Mütter. München: Gräfe und Unzer 2009. S. 56.
  • 14Körner, Ute/Rösch, Ruth: Ernährungsberatung in Schwangerschaft und Stillzeit. Stuttgart: Hippokrates Verlag 32014. S. 102.