
Gut zu wissen!
Spricht jemand davon, dass er Hämorrhoiden habe, ist diese Aussage zwar korrekt, aber irreführend. Denn jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Die Schwellkörper befinden sich im Bereich des Darmausgangs und sorgen gemeinsam mit dem Schließmuskel dafür, den Stuhlgang zurückzuhalten.
Was die meisten Menschen eigentlich meinen, ist das Hämorrhoidalleiden. Dieses tritt auf, wenn die Schwellkörper sich vergrößern und Beschwerden wie Juckreiz oder Blut im Stuhl bereiten.
Warum entstehen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft?
Ein Hämorrhoidalleiden tritt oft gegen Ende der Schwangerschaft auf. Die Ursachen hierfür sind vielfältig:
- Hormone: Aufgrund der hormonbedingten Umstellung werden unter anderem das Bindegewebe, aber auch die Gefäße im Enddarm, dehnbarer. Zum einen wird Platz für das stetig wachsende Kind geschaffen, zum anderen bereitet sich der Körper so auf die bevorstehende Geburt vor, bei der hohe Nachgiebigkeit verlangt ist.
- Gewichtszunahme: Das wachsende Gewicht des Kindes sowie Wassereinlagerungen im Gewebe drücken auf den Blutfluss im Beckenbereich sowie die Blutgefäße im Enddarm. Die Folge: Das Blut fließt nicht mehr so gut ab und staut sich – die Hämorrhoiden werden größer.
- Verstopfung (Obstipation): Hormonelle Veränderungen, Bewegungsmangel und ballaststoffarme Ernährung können die Darmtätigkeit verlangsamen – der Stuhl wird hart und lässt sich nur schwer ausscheiden. Starkes Pressen begünstigt dabei Afterverletzungen und Hämorrhoiden.
- Vererbung: Eine erbliche Veranlagung zu schwachem Bindegewebe kann das Risiko für Hämorrhoiden erhöhen.
Symptome: So äußern sich Hämorrhoiden in der Schwangerschaft
Das Hämorrhoidalleiden zeigt sich in der Schwangerschaft nicht anders als bei Nichtschwangeren. Typische Symptome im Analbereich sind:
- Juckreiz
- Nässen
- Brennen
- Fremdkörper- beziehungsweise Druckgefühl
- ertastbarer oder sichtbarer Knoten
Mitunter findet sich auch Blut im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier. Die Symptome sind zwar unangenehm, aber in der Regel harmlos. Dennoch ist es bei den genannten Beschwerden ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Der Grund: Nicht immer sind es vergrößerte Hämorrhoiden, die Probleme bereiten – es gibt noch weitere Analkrankheiten mit ähnlichem Beschwerdebild.
Achtung, Verwechslungsgefahr!
Was hilft bei Hämorrhoiden in der Schwangerschaft?
Generell ist die Therapie abhängig vom Schweregrad der Hämorrhoidalveränderungen: Während eine Besserung der Beschwerden in den Anfangsstadien (eins und zwei) oftmals durch den Einsatz von Hausmitteln und speziellen Salben möglich ist, kann eine Operation im weiteren Verlauf notwendig sein. Prinzipiell ist ein solcher Eingriff auch während einer Schwangerschaft möglich, wird aber meist nur in Ausnahmefällen durchgeführt.
In der Regel erfolgt die Therapie von Hämorrhoiden in der Schwangerschaft konservativ. Dazu gehören:
Hausmittel und sanfte Linderung
Gerade in der Schwangerschaft bevorzugen viele Frauen eine sanfte, natürliche Behandlung. Bei Hämorrhoiden können folgende Hausmittel und Maßnahmen Abhilfe schaffen:
- Sitzbad: Bei dem Teilbad werden nur Gesäß und Unterleib in warmem Wasser – oft mit Zusätzen wie Kamille oder Zaubernuss (Hamamelis) – gebadet, um Beschwerden im Analbereich zu lindern. Das Sitzbad kann in einer speziellen Schüssel, mithilfe eines Einsatzes auf der Toilette oder in der Badewanne durchgeführt werden. Die Wassertemperatur sollte zwischen 36 und 38 Grad Celsius liegen – als Badedauer sind 10 bis 15 Minuten ausreichend.2
- Kühlung: Einen abschwellenden Effekt hat unter Umständen ein Beutel mit kaltem Wasser, der mehrmals täglich für 15 Minuten auf die betroffene Stelle gelegt werden kann.3 Alternativ ist es möglich, ein Gel-Kühlpad auf das Areal zu legen. Damit es nicht zu Erfrierungen kommt, umwickeln Sie dieses zum Beispiel mit einem Baumwolltuch.
- Ernährung und Bewegung: Ballaststoffe in Kombination mit ausreichend Flüssigkeit macht den Stuhl weicher und kann akute Reizungen beim Toilettengang verringern. Gleichzeitig beugt sie weiteren Problemen vor. Leichte Bewegung – etwa tägliches Spazierengehen – unterstützt die Verdauung zusätzlich.
- Analhygiene: Säubern Sie nach jedem Stuhlgang Ihren After mit warmem Wasser. Wer kein Sitzwaschbecken (Bidet) besitzt, kann auch unter die Dusche gehen oder mit einem feuchten Waschlappen nachwischen.
Darüber hinaus sollen homöopathische Mittel bei Hämorrhoiden Abhilfe schaffen. Als bewährt gelten Folgende:4
- Aesculus C6 (Rosskastanie): in der Schwangerschaft; wenn das Abwischen des Stuhls Schmerzen verursacht; bei auftretendem Brennen und Stechen im Analbereich (nach dem Stuhlgang); bei Juckreiz (in der Bettwärme)
- Hamamelis C6 (Zaubernuss): nach der Schwangerschaft; zum Beispiel bei stark berührungsempfindlichen Hämorrhoiden; wundem After
- Collinsonia D12 (Pferdemelissen): während/am Ende der Schwangerschaft; zusätzlich chronische Verstopfung; knolliger, harter Stuhl; Brennen und Juckreiz
Wichtig: Bitte beachten Sie, dass es keinen wissenschaftlichen Beleg über den Placebo-Effekt hinaus für die Wirkung von homöopathischen Mitteln gibt.5 Sprechen Sie vor der Einnahme homöopathischer Mittel am besten mit Ihrer Hebamme oder Ihrer Frauenärztin.
Salben und Zäpfchen
Zur Behandlung von Hämorrhoiden kommen oftmals Salben und Zäpfchen zum Einsatz. Allerdings fehlen für viele Wirkstoffe aussagekräftige Studien zur sicheren Anwendung in der Schwangerschaft. Einige Inhaltsstoffe wie Gerbstoffe oder bestimmte pflanzliche Extrakte – etwa Kamille – sind in der Schwangerschaft nicht ausreichend untersucht. Andere wie der lokale Wirkstoff Lidocain gelten in Absprache mit dem Arzt als vertretbar.6
Produkte mit hautpflegenden und gut verträglichen Inhaltsstoffen können in der Regel bedenkenlos verwendet werden. Dazu gehören beispielsweise:6
- Jojobaöl
- gelbes Bienenwachs
- Cetylstearylisononanoat (Fettalkohol)
- Zink
Auch Ringelblumensalbe (Calendula) kann helfen: Sie pflegt die Haut, lindert Entzündungen und fördert die Heilung.7
Hämorrhoiden operativ entfernen – auch in der Schwangerschaft?
Ein operativer Eingriff wird in der Schwangerschaft in der Regel vermieden und nur in Ausnahmefällen erwogen. Bei anhaltend starken Beschwerden ist eine Verödung (Sklerosierung) frühestens 3 Monate nach der Geburt möglich.8 In den meisten Fällen ist das jedoch nicht nötig: Schwangerschaftsbedingte Hämorrhoiden bilden sich meist innerhalb einiger Wochen nach der Geburt von selbst zurück.9
Wie kann man Hämorrhoiden in der Schwangerschaft vorbeugen?
Hämorrhoiden treten besonders häufig in den letzten Wochen der Schwangerschaft auf. Durch hormonelle Veränderungen und den zunehmenden Druck im Becken lassen sie sich nicht immer vollständig vermeiden. Mit einigen einfachen Maßnahmen können Sie das Risiko ihrer Entstehung jedoch senken. Bewährt haben sich unter anderem folgende Ansätze:
- Ballaststoffreiche Ernährung macht den Stuhl geschmeidiger und kann so Verstopfung vorbeugen. Vor allem Datteln, Feigen, Süßkartoffeln, Linsen und Vollkornprodukte sind geeignet.
- Reichlich Flüssigkeit sorgt für weicheren Stuhlgang. Mindestens 2 Liter täglich sollten es sein.x Wasser, ungesüßter Tee und Saftschorlen bieten sich an; schwarzer Tee hingegen weniger, er wirkt stopfend.
- Vermeiden Sie langes Sitzen.11Stattdessen sollten Sie sich regelmäßig bewegen, das ist für die Verdauung förderlich. Ein kleiner Spaziergang oder moderater Sport bringen Darm und Kreislauf in Schwung.
- Der richtige Toilettengang ist ebenfalls wichtig. Zu lange Sitzungen auf dem stillen Örtchen mit starkem Pressen fördern das Vorfallen der Schwellkörper. Besser ist es abzuwarten, bis Sie Stuhldrang haben. Außerdem ist es empfehlenswert, einen Hocker unter die Füße zu stellen: Dadurch entsteht zwischen Oberschenkel und Oberkörper ein steiler Winkel, der Enddarm zieht sich gerader und die Darmentleerung wird erleichtert.
Hämorrhoiden in der Schwangerschaft: Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?
In den meisten Fällen lassen sich die vergrößerten Hämorrhoiden mit einfachen Maßnahmen gut in den Griff bekommen. Halten die Beschwerden jedoch an oder treten starke Schmerzen oder Blutungen auf, ist ein Arztbesuch ratsam. Erste Anlaufstelle ist für Schwangere meist der Frauenarzt – er kann über passende Behandlungsmöglichkeiten informieren oder bei Bedarf an einen Proktologen (Facharzt für Erkrankungen des Enddarms) überweisen.
Auch bei Unsicherheiten zur Auswahl geeigneter Medikamente – etwa bezüglich Salben oder Zäpfchen – sollten Sie ärztlichen Rat einholen. So lässt sich vermeiden, dass sich die Beschwerden verschlimmern oder ungeeignete Wirkstoffe zum Einsatz kommen.
Warum kommt es zu Hämorrhoiden nach der Geburt?
Nicht nur in der Schwangerschaft kann es zur Entstehung eines Hämorrhoidalleidens kommen, auch während und nach der Geburt ist eine Vergrößerung möglich. Das kann folgende Ursachen haben:
- Lange Austreibungsphase: Damit wird die Phase der Presswehen beschrieben, die von vollständiger Erweiterung des Muttermundes (10 Zentimeter) bis hin zur Geburt des Babys dauert.12 Bedingt durch das starke Pressen kann ein Hämorrhoidalleiden entstehen oder sich verschlimmern. Grund hierfür ist der beeinträchtigte venöse Rückfluss des Blutes.
- Verletzungen infolge des Geburtsvorgangs: Viele Frauen erleiden während der Geburt Dammverletzungen, etwa einen Dammriss, bei dem das Gewebe zwischen Scheide und After einreißt. Auch das kann eine spätere verstärkte Hämorrhoidenbildung zur Folge haben.13
Bestehen nach der Geburt akute Beschwerden, ist es wichtig, zusätzliche Belastungen für den Beckenboden zu vermeiden: Zum Beispiel können langes Sitzen, übereinandergeschlagene Beine oder schweres Heben den venösen Rückfluss beeinträchtigen und die Symptome verschlimmern. Die Behandlung ähnelt der während der Schwangerschaft und umfasst unter anderem sanfte Hausmittel, geeignete Salben und eine angepasste Ernährung.
Die gute Nachricht: Hämorrhoiden, die im Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Geburt auftreten, bilden sich in vielen Fällen innerhalb weniger Wochen nach der Entbindung von selbst zurück.9
Häufig gestellte Fragen zu Hämorrhoiden in der Schwangerschaft und nach der Geburt
Die Hämorrhoiden-Beschwerden ähneln denen bei Nichtschwangeren: Typische Symptome sind Juckreiz, Brennen, Nässen oder ein Druckgefühl im Analbereich. Manche Betroffene spüren oder ertasten auch eine kleine Schwellung am After oder bemerken Blut auf dem Toilettenpapier. Da auch andere Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll.
Zur Linderung helfen oft sanfte Hausmittel wie Sitzbäder, Kühlung, eine ballaststoffreiche Ernährung und gute Analhygiene. Auch bestimmte Salben oder Zäpfchen können Beschwerden reduzieren – vor der Anwendung sollten Schwangere jedoch einen Arzt oder Apotheker um Rat fragen, da es nicht zu allen Wirkstoffen Anwendungsstudien gibt.
In vielen Fällen bessern sich die Beschwerden innerhalb weniger Tage, wenn geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Hämorrhoiden, die während Schwangerschaft oder Geburt entstehen, bilden sich meist innerhalb einiger Wochen nach der Entbindung von selbst zurück.9