Wie sieht ein Analkrebs aus?


Ein Analkarzinom ist ein bösartiger Tumor – eine Art Wucherung beziehungsweise Geschwulst – am Analkanal.

Den Analkanal verstehen

Es handelt sich bei diesem Gebilde um das Dickdarmende. Der Analkanal erstreckt sich dabei von der Haut des Analrandes (von außen sichtbar) bis hin zum Enddarm, dessen innere Grenzlinie die Linea dentata bildet. Noch genauer endet er dort, wo die Enddarmschleimhaut beginnt.1

Per Definition ist Analkrebs ein Analkanaltumor.1 Jedoch können noch weitere Tumore im Bereich des Analkanals vorkommen. So etwa:

  • Basaloide Tumore: Diese Art lässt sich über dem Enddarm finden beziehungsweise oberhalb der Linea dentata.
  • Analrandtumore: Sie zählen zu den Hautkarzinomen und können mit vergrößerten Hämorrhoiden verwechselt werden. Denn sie treten, ähnlich wie es vergrößerte Hämorrhoiden tun können, am Übergang vom Analkanal zur äußeren Haut am Anus in Erscheinung.

Mögliche Einteilungen des Tumors


Der behandelte Arzt stuft das Analkarzinom seines Patienten in der Regel in eine der folgenden Kategorien ein:

  • T1: Der Tumor ist nicht größer als zwei Zentimeter.
  • T2: Die Geschwulst misst mehr als zwei Zentimeter – ist jedoch kleiner als fünf Zentimeter.
  • T3: Die Wucherung überschreitet die Fünf-Zentimeter-Grenze.
  • T4: Der Analkrebs ist in benachbarte Organe wie Harnblase oder -röhre eingedrungen.

Im Sinne der Klassifizierung geht es auch darum, ob es Metastasen (Tochtergeschwülste) im Körper des Patienten gibt:

  • N0: Keine Tochtergeschwülste sind vorhanden.
  • N1: Es befinden sich in den perirektalen Lymphknoten – sie liegen um den Anus herum – Metastasen. Lymphknoten sind Filterdrüsen des Gewebswassers (Lymphe).
  • N2: Absonderungen des Haupttumors befinden sich einseitig in den Lymphknoten des Beckens und/oder der Leiste.
  • N3: Tochtertumore haben sich in der Gegend der Leiste sowie des Anus gebildet. Dieses Kriterium trifft auch bei Metastasen an den Becken- und/oder Leistenlymphknoten zu – in diesem Fall an beiden Seiten des Körpers.2

Gut zu wissen

Demnach würde bei einem Analkarzinom, das kleiner als zwei Zentimeter ist sowie keine Metastasen gebildet hat, die Notiz T1 N0 vorliegen.

Analkarzinom: Wie häufig ist die Erkrankung?


Diese Krebsart zählt zu den seltenen. Von 100.000 Menschen erkrankt pro Jahr einer an einem Analkarzinom. In der Regel sind die Patienten etwa 70 Jahre alt.3

Auch spannend!

Analrandtumore sind ein Phänomen, das häufiger bei Männern in Erscheinung tritt. Im Gegensatz dazu zeigt sich der eigentliche Analkrebs etwas öfter bei Frauen.1

Analkrebs: Wie schnell wächst er?


Für gewöhnlich entwickelt sich ein Analkarzinom relativ langsam und über Vorstufen. Diese nennen Mediziner Anale Intraepitheliale Neoplasien (AIN). Sie werden in drei verschiedene Grade eingeteilt.4

Bei einem immunschwachen Patienten – beispielsweise aufgrund einer HIV-Infektion – liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich eine AIN dritten Grades zu einem Analkrebs weiterentwickelt bei fünf Prozent. Dabei beträgt die Zeitspanne vom ersten Auftreten von Veränderungen bis hin zum tatsächlichen Analkarzinom in der Regel mehrere Jahre.

Beschwerden: Wie äußert sich ein Analkrebs?


Unter anderem kommt es bei der krebsbedingten Erkrankung zu diesen Symptomen:

  • vergrößerte Lymphknoten an der Leiste
  • Gewichtsverlust
  • Erschöpfung
  • Schmerzen beim Stuhlabsetzen

Zum Thema Schmerz lässt sich generell noch sagen, dass ihn Patienten bei dieser Tumorart eher selten verspüren. Wenige Betroffene haben dennoch welche in Bereichen, in denen sich Tumor und Metastasen befinden. Denkbar ist etwa eine Art heftiges Drücken im Beckenbereich bei Tochterkarzinomen in den Lymphknoten des Beckens. Diese sind in der Regel sehr stark.3

Wissenswert

Ein Arzt begutachtet Vorkommnisse wie veränderte HämorrhoidenFisteln (unnatürliche, röhrenartige Verbindung zwischen zwei Köperstellen) oder Analfissuren (Einrisse an der Afterhaut) ganz besonders gründlich. Denn sie sind mögliche Analkrebsbegleiterscheinungen.

Ursachen: Wie bekommt man Analkrebs?


In den meisten Fällen hat eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV-Viren) Schuld an diesem Karzinom. Das trifft auf 80 bis 85 Prozent der Patienten zu. Weitere Risikofaktoren sind etwa Rauchen oder ein schwaches Immunsystem.1

Wer ist besonders gefährdet, an Analkrebs zu erkranken?

Menschen mit einem schwachen Immunsystem haben eine geringere Tumorabwehr. Bei ihnen ist eine Analkrebsentstehung daher wahrscheinlicher. Zur Risikogruppe zählen beispielsweise AIDS-Patienten, ältere Menschen oder Personen, die sich einer Transplantation unterzogen haben. Weitere Risiken sind Rauchen und ungeschützter Analverkehr. Bei letzterem ist eine Übertragung von humanen Papillomviren möglich.1

HPV-Viren lassen sich in zwei Kategorien einteilen:

  • High-risk: Dazu zählen sexuell übertragbare HPV-Viren (etwa der Klasse 16, 18, 31 sowie 331). Sie haben das Potenzial, für die Entwicklung von krebsbedingten Erkrankungen der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva), des Gebärmutterhalses und des Anus zu sorgen.
  • Low-risk: Sie bringen in der Regel gutartige Hautveränderungen wie unangenehme Feigwarzen im Genitalbereich mit sich.

Weitere Informationen über Humane Papillomviren und Krebs finden Sie auf der Website des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Wie verläuft die Diagnose beim Arzt?


Um in Erfahrung zu bringen, ob wirklich ein Analkarzinom Beschwerden wie Blut im Stuhl oder Juckreiz am After auslöst und nicht etwa ein Hämorrhoidalleiden, sollten Sie sich in einer Arztpraxis untersuchen lassen. Zu den Methoden der Diagnose gehören unter anderem diese:

  • Anamnese: Hierbei handelt es sich um eine genaue Patientenbefragung. Der Mediziner versucht dadurch, einen ersten Eindruck der Krankheitsgeschichte des Patienten zu gewinnen. Mögliche Fragen können sein: „Haben Sie Schmerzen beim Stuhlabsetzen?“ oder „Leiden Sie an einer chronischen Erkrankung?“
  • Inspektion: Mit diesem Schritt betrachtet der Fachmann die Analregion.
  • rektale Untersuchung: Der Experte tastet Ihren Analkanal beziehungsweise Anus mit dem Finger aus, um eventuell vorhandene Wucherungen zu finden.
  • Spiegelung: Für eine noch genauere Beurteilung führen Ärzte oftmals ein Endoskop (eine Art Schlauch mit Lichtquelle und Kamera) über den After bis hin zum Enddarm ein.
  • Probeentnahmen (Biopsie): Mithilfe einer kleinen, speziellen Zange am Endoskop ist es möglich, Gewebeproben von auffälligen Körperstellen zu entnehmen. Diese lassen sich dann im Labor analysieren – harmlosere sind von bösartigen Veränderungen unterscheidbar.

Sollte das Ergebnis der Untersuchungen das Vorliegen eines bösartigen Karzinoms bestätigen, so erfolgen in der Regel weitere Maßnahmen wie

  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie),
  • Blutuntersuchung,
  • Röntgen und
  • Röntgenschichtuntersuchung (Computertomografie).

Diese dienen dazu, die Größe und Art des Tumors zu bestimmen sowie eventuelle Metastasen aufzuspüren.

Welcher Arzt ist der richtige?

Sollten Sie Symptome wie Schmerzen beim Stuhlgang oder ein Fremdkörpergefühl haben, ist Ihr Hausarzt eine gute erste Anlaufstelle. Ein Spezialist in Sachen Beschwerden und Erkrankungen am Enddarm und Anus ist der Proktologe. Bei Bedarf erhalten Sie dorthin eine Überweisung vom Allgemeinmediziner.

Analkrebs: Wie verläuft die Therapie?


Möglichkeiten der Behandlung sind diese:

  • Chemotherapie
  • Bestrahlung
  • chirurgische Entfernung (bei kleinen Tumoren oder wenn Patient nicht auf Chemotherapie und Bestrahlung anspricht)

Große Karzinome beziehungsweise bösartige Wucherungen, die sich im Analkanal befinden, sind mit einer Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung behandelbar. Beide Methoden zielen darauf ab, den Tumor zu zerstören. Häufig werden Patienten 25 Tage lang in Therapiesitzungen mit speziellen Teilchen bestrahlt, die auf sämtliche Zellen schädlich wirken.3 Parallel dazu erhalten die Betroffenen eine Chemotherapie. Dabei verabreicht der behandelnde Experte zu bestimmten Zeiten Wirkstoffe wie 5-Flourouracil oder Mytomicin C über eine Vene.2 Auch diese sollen das Karzinom beseitigen.

Selten – meist, wenn der Tumor zum Diagnosezeitpunkt schon sehr groß ist – führt die Symbiose aus Chemotherapie und Bestrahlung nicht zum gewünschten Erfolg. Eine weitere Behandlungsoption bietet dann eine chirurgische Entfernung des Analkrebses. In diesem Fall bedeutet das für den Erkrankten, dass sein gesamter letzter Abschnitt des Darms – inklusive Schließmuskeln – operativ vom Köper abgetrennt wird. Dieser Eingriff erfolgt deshalb nur, wenn er wirklich nötig ist.

Daher legt der Operateur auch gleich einen künstlichen Darmausgang (Anus praeter Stoma) mit an. Über diese Vorrichtung lässt sich der Kot in einem Plastikbeutel kontrolliert auffangen. Von Stomatherapeuten lernen die Betroffenen, wie sie den künstlichen Darmausgang reinigen müssen und den Beutel leeren und wechseln können.

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Experteninterview: Was ist eine Stomatherapie?
Stomatherapeutin Gabriele Hofmann klärt Sie im Podcast auf.

Künstlicher Darmausgang: Nicht immer ist er die Folge

Gerade Analrandtumore und kleine Analkarzinome lassen sich oftmals punktuell, gut und vollständig chirurgisch entfernen. Und zwar so, dass weder eine Bestrahlung noch Chemotherapie notwendig sind. Die noch bessere Nachricht ist jedoch, dass bei solchen „kleineren“ Eingriffen auch keine Schließmuskeln beschädigt werden – ein künstlicher Darmausgang ist nicht nötig.3

Wie hoch ist die Überlebenschance?


Patienten mit der Diagnose Analkrebs haben in der Regel eine gute Prognose beziehungsweise Chance zu überleben. Denn fünf Jahre nach der Feststellung des Analkarzinoms leben noch 70 bis 90 Prozent der Erkrankten. Zudem benötigen sie mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80 Prozent auch keinen künstlichen Darmausgang.2

Nach einer erfolgreichen Behandlung ist es immer wichtig, regelmäßig Nachsorgeuntersuchungen – unter anderem Ultraschall- sowie Röntgenschnittuntersuchung – in Anspruch zu nehmen. Denn theoretisch kann der Krebs erneut auftreten.

Untersuchungen zur Nachsorge: In welchen Zeitabständen?

  • Innerhalb der ersten zwei Jahre: alle vier Monate
  • ab dem dritten Jahr bis zum fünften: alle zwölf Monate2

Danach in Absprache mit dem behandelnden Arzt.

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Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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