Im Überblick: Ein Analabszess...
- ...bezeichnet das gleiche Krankheitsbild wie eine Analfistel, jedoch in einem anderen Stadium.
- ...zeigt sich durch starke Schmerzen am After, Hautveränderungen (zum Beispiel Schwellungen) und unter Umständen Fieber.
- ...und die zugrunde liegende Entzündung werden häufig durch Verstopfung oder Durchfall ausgelöst.
- ...muss im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs zeitnah geöffnet werden – eine Selbstbehandlung ist nicht möglich.
Unterscheidung zur Analfistel
Grundsätzlich stellen Analabszess und Analfistel eine Erscheinung des gleichen Krankheitsbildes dar – eine Entzündung der Proktodealdrüsen – jedoch in verschiedenen Formen. Ein Abszess beschreibt das akute Stadium, während die Fistel eine Chronifizierung (entzündete Gänge im Analkanal) bezeichnet. Bei einem Abszess hat sich Eiter angesammelt und abgekapselt, oft ist er sehr schmerzhaft und muss daher baldmöglichst behandelt werden. Leiden Betroffene unter einer Analfistel, treten Schmerzen in der Regel nur zeitweise, dafür aber gemeinsam mit Sekretabsonderung auf. Eine Fistel wird meist planmäßig und langfristig therapiert.
Was sind die Proktodealdrüsen?
Die Proktodealdrüsen, auch als Duftdrüsen bekannt, sitzen am Anus zwischen dem inneren und dem äußeren Schließmuskel, von wo aus sie in den Afterkanal münden. Sie sind ein Überbleibsel der Evolution. Heute üben Sie beim Menschen keine Funktion mehr aus – anders ist das zum Beispiel beim Hund, der über die Drüsen ein Sekret in den Kot abgibt, welches unter anderem seine Paarungsbereitschaft signalisiert.
Ein Analabszess ist nicht mit Hämorrhoiden beziehungsweise einem Hämorrhoidalleiden zu vergleichen. Während beim Abszess eine akute Entzündung vorliegt, handelt es sich bei Hämorrhoiden um kleine Schwellkörper am After. Diese bereiten erst Beschwerden (wie Blut im Stuhl), wenn sie zum Beispiel aufgrund von Verstopfung und damit verbundenem starken Pressen anschwellen. Tatsächlich ähnelt ein Abszess viel eher einem Furunkel – dabei handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte, eitrige Hautentzündung.
Symptome: Wie erkenne ich einen Abszess am After?
Typisches Merkmal eines Analabszesses sind starke Schmerzen in der Analregion, die häufig sehr plötzlich auftreten.1 Zu den weiteren Symptomen zählen:
- Schwellungen,
- Erwärmungen
- und Rötungen der Haut im Afterbereich.
Unter Umständen kommt es vor, dass der Körper auf die entzündeten Drüsen mit allgemeinem Krankheitsgefühl und Fieber reagiert.
Ursachen und Verlauf: So entsteht der Analabszess
Die Schleimhaut des Analkanals kann beispielsweise bei sehr hartem Stuhlgang (Verstopfung) oder starkem Durchfall verletzt werden. Bakterien aus dem Kot haben dann leichtes Spiel und dringen in das Gewebe ein, wo sie möglicherweise eine Entzündung der Drüsen verursachen. Als Folge davon schwillt die Gewebestruktur an, die Drüsenausgänge verstopfen und es kommt zur Eiteransammlung – ein Abszess entsteht.
Gut zu wissen
Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, haben ein erhöhtes Risiko, dass sich bei ihnen ein Abszess am After bildet.2 Der Grund dafür: Sie leiden besonders häufig unter Verdauungsstörungen, wodurch ihre Darmschleimhaut anfälliger für Verletzungen ist.
Der Abszess kann sich von den Drüsen ausgehend auf die umliegende Analregion ausweiten. Experten unterteilen je nach Lokalisation vier verschiedene Arten:
- Subanodermaler Abszess: befindet sich unter der Schleimhaut des Afterkanals
- Intersphinkterer Abszess: liegt zwischen dem inneren und äußeren Schließmuskel
- Ischioanaler Abszess: ist im Fettgewebe um den Afterkanal, aber außerhalb der Schließmuskeln
- Supralevatorischer Abszess: hat sich oberhalb der Beckenbodenmuskulatur gebildet1
Wird ein Abszess nicht behandelt, wächst er weiter an. Letztendlich ist der Druck so groß, dass die Eiterkapsel aufplatzt und der Eiter sich einen Weg nach außen bahnt. Ist das der Fall, entsteht als Komplikation daraus eine Analfistel – ein röhrenförmiger, schmaler Gang zwischen dem Entzündungsherd und dem Analkanal oder der Außenregion des Pos (abhängig von der Lage des Abszesses).
Eiter und Blut gelangen nun direkt durch diese Öffnung und machen sich beispielsweise in der Unterwäsche des Betroffenen bemerkbar. Um die Entstehung einer Analfistel und die Chronifizierung zu verhindern, ist es wichtig, dass Sie sich bei Anzeichen auf einen Analabszess frühzeitig an einen Arzt wenden. Der passende Ansprechpartner dafür ist der Hausarzt oder der Proktologe (Facharzt für Erkrankungen des Enddarms).
Diagnose des Analabszesses
Die Feststellung eines Abszesses stellt für den Mediziner in der Regel kein Problem dar. Hauptsächlich kommen drei Methoden zum Einsatz:
- Anamnese: Beim Patientengespräch erfragt der Arzt unter anderem Art und Auftreten der Symptome. Daraus kann er oft schon erste Rückschlüsse auf einen Abszess ziehen.
- Analinspektion: Hierbei betrachtet der Mediziner den After und tastet ihn sanft von außen ab. Dabei stellt er zum Beispiel die für einen Analabszess typischen Schwellungen oder Erwärmungen der Haut fest.
- Palpation: Der Arzt führt bei dieser Diagnostikmethode vorsichtig einen Finger in den Anus des Patienten. Er tastet nach auffälligen Veränderungen im Analkanal.
Sowohl die Inspektion als auch die Palpation sind für den Betroffenen im Allgemeinen schmerzfrei. Aufgrund der aus den Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse diagnostiziert der Mediziner den Abszess meist unmittelbar. Nur in seltenen Fällen kommen bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel die rektale Endosonographie (Ultraschalluntersuchung über den After) oder das MRT (Magnetresonanztomographie) zum Einsatz, um den Abszess genau zu lokalisieren und andere Erkrankungen wie Analkrebs auszuschließen.
Wie wird ein Analabszess behandelt?
Eine spontane Abheilung des Abszesses ist sehr selten. Auch die Gabe von Antibiotika zur Therapie der Infektion ist einzeln angewandt wenig erfolgversprechend. Daher führen Mediziner meist eine Operation zur Behandlung durch – Ziel ist es, die Eiterhöhle zu öffnen, damit das Sekret abfließt, die Entzündung abheilt, Beschwerden nachlassen und Komplikationen (wie eine Fistelbildung) verhindert werden.
Vor dem chirurgischen Eingriff wird der Patient unter eine kurze Vollnarkose gesetzt. Anschließend öffnet der Chirurg die entstandene Eiterkapsel mit einem Skalpell und saugt das austretende Sekret ab. Zum Schluss spült er die Wunde zur Reinigung aus. Ist aus dem Abszess bereits eine Fistel entstanden, so wird diese oft in einem Zug im Rahmen einer Fistelspaltung oder Fistelentfernung behandelt. Bei komplizierteren Verläufen kann ein zweiter Eingriff angeordnet werden.
Abszess am After – Selbstbehandlung möglich?
Für viele Menschen ist der Gedanke an eine Operation beängstigend und sie würden sich den Gang zum Arzt gerne ersparen. Ihnen stellt sich die Frage, ob die eigenständige Therapie eines Analabszesses möglich ist. Die Antwort darauf fällt leider negativ aus. Zwar können zum Beispiel Kamillen-Sitzbäder oder Salben die Heilung der Wunde nach einem Eingriff fördern, sie ersetzten jedoch nicht die Operation. Außerdem sollten Betroffene keinesfalls versuchen, den Abszess selbst, beispielsweise mit einer Nadel oder einem Messer, zu öffnen. Eine Infektion und eine Verschlimmerung der Symptome könnten die Folge sein.
Damit ein Abszess nach der OP gut abheilt, ist es ratsam für Patienten, nach Möglichkeit Verstopfung zu vermeiden, zum Beispiel durch reichlich Flüssigkeitszufuhr (mindestens 1,5 Liter am Tag) und dem Essen von ballaststoffreicher Nahrung.3 Auch eine gründliche Analhygiene (Ausspülen des Afters unter fließendem Wasser) ist für den Heilungserfolg von großer Bedeutung. Unter Umständen verschreibt der Arzt im Anschluss an die OP zusätzlich Antibiotika, um das Abklingen der Entzündung zu unterstützen.
Generell gilt die Behandlung eines Analabszesses als unkomplizierter Eingriff. Nur selten entstehen dabei Komplikationen, wie eine Schädigung des Schließmuskels, die anschließende Stuhlschmieren verursacht. Wie schnell die Wunde verheilt, ist individuell verschieden – und beispielsweise abhängig von der Größe des Abszesses sowie dem persönlichen Gesundheitszustand. Allerdings können Sie durchaus mit mehreren Wochen bis zur vollständigen Genesung rechnen.4