Longo-OP: Kurz erklärt
Bei der Methode nach Longo handelt es sich um eine besonders schonende Variante der Hämorrhoiden-OP.1 Dabei entfernt der Arzt mithilfe eines eines Klammernahtgeräts einen schmalen Streifen aus der Mastdarmschleimhaut. Die Blutzufuhr zu den sich daran befindenden Hämorrhoiden ist dadurch unterbrochen. Die Gewebepolster fallen vor, werden nach oben gezogen und vernäht, sodass sie keine Beschwerden mehr bereiten. Die Longo-Operation, auch „anales Lifting“ genannt, zeichnet sich dadurch aus, dass die Schmerzen nach dem Eingriff sehr gering sind und die OP selbst nur etwa 15 bis 20 Minuten dauert.2
Neben der OP nach Longo gibt es noch folgende weitere Methoden zur Behandlung der Hämorrhoiden durch den Arzt:
Vorbereitungen bei einer Longo-OP
Bevor eine OP nach Longo zur Behandlung von krankhaft vergrößerten Hämorrhoiden stattfindet, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:
- Die Operation kann nur bei einem Hämorrhoidalleiden dritten Grades durchgeführt werden. Das heißt, die Gefäßpolster treten beim Pressen während des Stuhlgangs nach außen, sind aber mit dem Finger zurückdrückbar. Die noch mögliche Bewegbarkeit ist erforderlich, weil das Gewebe für das Gelingen des Verfahrens im Analbereich in eine bestimmte Position zu bringen ist.
- Es sollte sicher möglich sein, den Patienten in Narkose zu versetzen beziehungsweise eine Lumbalanästhesie (eine rückenmarknahe Form der Regionalbetäubung) machen zu können. Bei Betroffenen mit starkem Übergewicht, Herz- und Lungenkranken sowie bei älteren Menschen ist das nicht der Fall. Sie gehören zu der Personengruppe, für die solch eine Narkose beispielsweise mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen oder einen Blutdruckabfall verbunden ist.
- Nimmt der zu Behandelnde blutverdünnende Medikamente, sind diese mindestens drei Tage vorher abzusetzen.3 Am Tag der Operation überprüft der Mediziner mit einem kleinen Blutbild (einfache Blutuntersuchung), dass keine Blutgerinnungsstörung vorliegt. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass Blutungen nicht stillbar wären.
- Ein kleiner Einlauf (Spülen des Darms mit Flüssigkeit) sorgt für einen gereinigten Enddarm, eine komplette Darmspülung hingegen ist nicht notwendig.
Nachdem der Patient und dessen Analbereich optimal vorbereitet wurden, kann die OP nach der Longo-Methode beginnen. Wichtig ist die exakte Durchführung der einzelnen Operationsschritte, um die Risiken von postoperativen Beschwerden oder gar Schmerzen so gering wie möglich zu halten.
Glossar zur Longo-OP:
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Circular-Anal-Dilator mit Obturator: Transparenter Kunststoffzylinder/-trichter (Analspeculum) mit zirkulär angelegten Aussparungen; ein Obturator ist ein Apparat zum Verschließen sowie besseren Einführen des Dilators und Verdrängen des überschüssigen Hämorrhoidalgewebes.
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Tabaksbeutelnaht: Chirurgische Naht, bei der eine schlaufenförmige Fadenreihe um eine Öffnung gezogen wird, um diese dann durch Anziehen der Fadenenden zu verschließen.
- Tabaksbeutelnaht-Anoskop: Zigarrenförmiges, hohles Instrument, das mittels einer Öffnung an der Seite eine Inspektion und Operation (zum Beispiel das Setzen einer Tabaksbeutelnaht) im Analkanal ermöglicht.
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Zirkular Stapler (Heftmaschine): Rundschneide- und Klammernahtinstrument, das in einem Schritt rundum einen Streifen Schleimhaut herausstanzt, und die verbleibende Haut durch Titanklammern gewissermaßen „zusammentackert“.
Schritt 1 der Longo-OP: Kunsstoffzylinder platzieren
Der zu behandelnde Patient liegt entweder auf dem Bauch oder in Steinschnittlage auf dem Rücken (Position, wie sie vom Gynäkologen bekannt ist: die Person liegt zurückgelehnt im Stuhl, die gespreizten Beine um 90 Grad angewinkelt und auf Stützen gelagert). Die Operation erfolgt über den After – was jedoch auch zur Folge hat, dass dieser für eine einfachere Behandlung durch den Arzt geweitet werden muss.
Der Mediziner führt mit Gleitmittel einen sogenannten Circular-Anal-Dilator in den After ein und dehnt damit vorsichtig den Analkanal. Gleichzeitig schiebt der Chirurg die krankhaft vergrößerten Hämorrhoiden zurück.
Das Instrument besteht aus zwei Teilen: Nachdem der Arzt den inneren Bestandteil, den Obturator herausnimmt, bleibt ein durchsichtiger Kunststoffzylinder (Analspeculum) zurück, in welchen das hämorrhoidale Gewebe hineinfällt. Dieser Trichter ist mit Aussparungen versehen und wird mit Klemmen oder Nähten fixiert. Durch das transparente Material lässt sich die Linea dentata erkennen.
Linea… – wie bitte?!
Zwischen der unempfindlichen Schleimhaut des Mastdarms und der schmerzempfindlichen Haut des Afterkanals, etwa zwei Zentimeter über der Anusöffnung, befindet sich die sogenannte Linea dentata, ein Bereich mit zähnchenartigen Falten (dentata = „gezahnt“). Unterhalb dieser Linie liegt die hochsensible Analhaut, die eine Unterscheidung zwischen Gasen sowie weichem und festem Stuhl ermöglicht. Bei der Longo-OP ist die Linie eine wichtige Orientierungsmarke.
Schritt 2 der Longo-OP: Einsatz des Anoskops
Ein sogenanntes Tabaksbeutelnaht-Anoskop wird nun in den durchsichtigen Circular-Anal-Dilator (Trichter) eingeführt. Es handelt sich dabei um ein hohles Instrument mit einer über die gesamte Länge gehenden Aussparung an der Seite.
In diesem Hohlraum hat der Operateur ausreichend Platz, gezielt am Hämorrhoidalpolster die einzelnen Schritte umzusetzen. Dabei wird überschüssiges Gewebe nach oben weggedrängt. Am oberen Rand der durchsichtigen Trichteröffnung entlang – dieser befindet sich etwas oberhalb der Linea dentata – zieht der Mediziner in regelmäßigen Abständen und auf gleicher Höhe ringsum, also zirkulär, die Tabaksbeutelnaht.
Dafür holt er das Anoskop nach jedem Stich heraus, dreht es ein Stückchen weiter und führt es wieder ein. Wenn er einmal rundherum die Naht angelegt hat, hängen die Enden des Fadens aus dem Trichter beziehungsweise dem Anus heraus und erlauben ein späteres Festziehen. Wichtig ist es, dass der operierende Arzt nicht zu tief sticht und möglicherweise Muskelmasse mit in die Naht einbindet. Dies hat ansonsten später schmerzhafte Folgen und kann die Stuhlhaltefähigkeit beeinträchtigen.
Schritt 3 der Longo-OP: Verwendung des Klammernahtgerätes
Das Tabakbeutelnaht-Anoskop ist aus dem durchsichtigen Trichter zu entfernen und durch den Stapler, das Klammernahtgerät, zu ersetzen. Der obere Teil (quasi der Deckel mit Druckschnittkante) befindet sich dann über der gesetzten Naht und dem überschüssigen Hämorrhoidalgewebe.
Als Verbindung zwischen diesem Deckel und einem dazugehörenden Behälter darunter gibt es eine Stange mit Einkerbung. Die ausgeweiteten Gefäßpolster werden durch Zug an den Nahtenden an diese Verbindungsstange des Staplers heran- beziehungsweise enger gezogen (auf Höhe der Einkerbung). Das Gewebe müsste somit entlang der Tabaksbeutelnaht an der Stange straff anliegen und der Überschuss darunter locker nach unten in den Staplerbehälter fallen.
Dies ist wichtig, damit im nachfolgenden Schritt auch die gesamte vergrößerte und in den Analkanal hineinragende Schleimhaut bis auf die Basis abgetragen werden kann. Mithilfe eines Fadenführers zieht der Chirurg die Fadenenden durch die seitlich liegenden Kanäle des Klammernahtgeräts nach unten raus, sodass sie aus dem Anus heraushängen.
Schritt 4 der Longo-OP: Zusammenziehen der Hämorrhoiden
Der Mediziner knotet die Fadenenden der gezogenen Tabakbeutelnaht außen noch einmal zusammen und sichert so die Position des Gewebes. Der Stapler wird immer weiter zugedreht und behutsam in den Analkanal geschoben. Die vergrößerten Gefäßpolster ziehen sich durch den Zug an den Fäden in das Staplergehäuse hinein.
Schritt 5 der Longo-OP: Verschluss der Wunde
Der sich im Gehäuse des Staplers befindende Gewerbering wird durch das Schließen des Staplers und gleichzeitigem Zug an den Nähten herausgestanzt. Auf engster Klammereinstellung setzt das Gerät mit einem Schuss rundum eine Klammernahtreihe, die unmittelbar die Wunde schließt.
Der Arzt zieht den Stapler samt durchsichtigem Trichter vorsichtig heraus. Danach erfolgt durch das abermals eingeführte Analspeculum die Inspektion der geschossenen Klammernaht. Wenn notwendig, umsticht der Operateur akute Blutungsstellen.
Das operative Ergebnis sollte eine korrekt platzierte Klammernahtreihe über der Linea dentata im unsensiblen Bereich des Mastdarms zeigen. Es befindet sich im Stapler-Behälter ein Ring aus dem vergrößerten Hämorrhoidalgewebe und der Schleimhaut. Im gleichen Zuge ist die sensorische Fähigkeit des Analkanals, also das Differenzieren der Stuhlkonsistenz, wiederhergestellt.
Welche Risiken sind mit der Longo-OP verbunden?
Generell besteht, wie bei jeder Operation, das Risiko von Nachblutungen oder Wundinfektionen – auch wenn dieses eher gering ist. Bei der Longo-OP können in seltenen Fällen außerdem die Schließmuskeln verletzt werden, was unter Umständen eine Stuhlinkontinenz bewirkt.
Nachsorge und Langzeitverlauf der Longo-OP
Die OP nach Longo erfordert einen kurzen stationären Krankhausenthalt – meist ist eine Nacht unter Beobachtung ausreichend.4 Im Idealfall braucht es nach dem Eingriff keine besondere Nachbehandlung und der Patient sollte schmerzfrei sein oder nur einen geringen Schmerz fühlen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich in den ersten postoperativen Tagen kleinste Blutmengen im Stuhl finden lassen. Das kommt daher, dass die Klammern die Wunde nicht komplett lückenlos verschließen – durch kleinste Risse entweicht unter Umständen etwas Blut.
Spezielle Analhygienemaßnahmen sind nicht erforderlich. Nach eintägiger Schonkost, die zum Beispiel leichte Suppen beinhaltet, ist normale Nahrung wieder erlaubt.4 In der Regel werden Sie im Anschluss an eine erfolgreiche Longo-OP für etwa sieben Tage aufgrund von Arbeitsunfähigkeit krankgeschrieben– die genaue Dauer hängt unter anderem von der körperlichen Belastung Ihres Berufs ab.5
Bei korrekter Umsetzung der OP nach Longo ist mit einem jahrelang anhaltenden Erfolg zu rechnen.6 Dieser kann durch eine Anpassung des Verhaltens beibehalten werden: Achten Sie auf
- eine ballaststoffreiche Ernährung (mit viel Vollkornprodukten, Gemüse und Obst),
- eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 1,5 Liter am Tag7 ,
- eine sorgfältige Analhygiene und
- körperliche Bewegung.
Diese Maßnahmen dienen dazu, einem erneuten Hämorrhoidalleiden vorzubeugen.
Longo-OP vom Facharzt ausführen lassen
Es gibt verschiedene Fachärzte, an die Betroffene mit Hämorrhoidalleiden sich wenden oder von ihrem Hausarzt überwiesen werden können. Dazu zählen
- Dermatologen (Mediziner für Haut- und Geschlechtskrankheiten),
- Chirurgen (Spezialisten für die Durchführung von Operationen),
- Urologen (Experten für Erkrankungen der Harnorgane),
- Gynäkologen (Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe),
- und Gastroenterologen (Ärzte für Innere Medizin mit einer Spezialisierung auf Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts).
Wichtig ist auf jeden Fall die Zusatzbezeichnung „Proktologe“, denn diese Ärzte haben eine spezielle Ausbildung und sind Experten für den Enddarm sowie Analbereich.
Eine OP nach Longo wird wohl vor allem ein Chirurg ausführen. Die Operationstechnik erfordert überdurchschnittliche Erfahrung und Kompetenz. Denn der Mediziner hat nach dem Einführen des Staplers wenig Einsicht in den Analbereich und muss bei der Nahtlegung sehr genau agieren. Andernfalls kann es zu Schmerzen, Blutungen und Muskelverletzungen kommen. Lassen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt eingehend beraten und erklären, warum er dieses Verfahren bei Ihrem Hämorrhoidalleiden für am besten hält.