Wofür braucht der Mensch Hämorrhoiden?


Hämorrhoiden bilden ein von Venen durchzogenes Gefäßpolster im Anus. Sie befinden sich oberhalb des inneren Schließmuskels und unterstützen diesen bei der Aufrechterhaltung der Darmkontinenz, also dass kein Stuhl unkontrolliert entweicht. Die Anus-Anatomie besteht aus zwei Schließmuskeln. Der innere enthält Rezeptoren in seiner Schleimhaut, die einen Stuhldrang auslösen, sobald sich eine gewisse Menge Stuhl im Mastdarm angesammelt hat. Mit dem Äußeren kann der Stuhlgang bewusst eingeleitet oder unterdrückt werden.

Die Schließmuskeln allein sind jedoch nicht in der Lage, den Darm effektiv nach außen hin abzuschließen. Für die Feinkontinenz werden die Hämorrhoiden benötigt. Füllen Sie sich mit Blut, schwellen sie an und dichten den Darmausgang ab. Während des Stuhlgangs fließt das Blut ab und das Gefäßpolster zieht sich zurück, um den Kot passieren zu lassen.

Wie entstehen Hämorrhoidalleiden und sind Hämorrhoiden ansteckend?


Um ständig an- und abzuschwellen, müssen die Hämorrhoiden sehr elastisch sein. Im Laufe des Lebens verliert das Gewebe jedoch an Flexibilität. Der Schwellkörper zieht sich dann nicht mehr richtig zusammen, was zu Verletzungen führen kann. Sind die Hämorrhoiden vergrößert und stehen zu weit vor, kratzt der Stuhl ihre Oberfläche auf. Ein typisches Anzeichen dafür ist hellrotes Blut am Toilettenpapier.

Vergrößern sich die Hämorrhoiden weiter und verursachen Jucken, Brennen, Schmerzen oder Nässen, sprechen Mediziner von einem Hämorrhoidalleiden. Beschwerden dieser Art treten spätestens dann auf, wenn sich die Gefäßpolster soweit vorgewölbt haben, dass sie während des Stuhlgangs aus dem After nach außen gedrückt werden. Der Krankheitsverlauf bei veränderten Hämorrhoiden wird in vier verschiedene Grade unterteilt. Mit fortschreitendem Stadium verschlimmern sich dabei die Symptome.

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Etwa jeder zweite Mensch hat einmal in seinem Leben hämorrhoidale Probleme. Doch warum? Und was können Betroffene dagegen tun? Die Antworten liefert Prof. Dr. med. Klaus Günther in unserem Gesundheitspodcast.

Typische Krankheitszeichen bei vergrößerten Hämorrhoiden:

Glücklicherweise sind Hämorrhoiden weder ansteckend noch lebensbedrohlich. Betroffene empfinden es jedoch als eine Einschränkung der Lebensqualität, wenn der Stuhlgang schmerzt und der After juckt oder brennt.

Was sind Möglichkeiten gegen vergrößerte Hämorrhoiden?


Hämorrhoiden hängen eng mit der Alterung des Gewebes zusammen. Deshalb leiden ältere Menschen häufiger darunter als junge. Bei Kindern sind Hämorrhoiden äußerst selten. Viele Frauen entwickeln vergrößerte Hämorrhoiden während der Schwangerschaft und Geburt, weil sich das Bindegewebe aufgrund der hormonellen Veränderungen lockert und das zunehmende Gewicht des Kindes im letzten Schwangerschaftsdrittel sowie das starke Pressen während der Geburt einen hohen Druck ausüben. All das bedeutet jedoch nicht, dass sich Personen mit ihrem Hämorrhoidalleiden abfinden müssen.

Zäpfchen und Salben lindern unter Umständen unangenehmes Jucken und Brennen am After. Außerdem gibt es Behandlungsmöglichkeiten, zum Beispiel eine Verödung, zur Rückbildung beziehungsweise Verkleinerung der Hämorrhoiden. Das packt die Beschwerden bei der Ursache und beseitigt sie dauerhaft. Daher lohnt es sich, mit Hämorrhoiden zum Arzt zu gehen.

Je früher sich Betroffene zu einem Arztbesuch durchringen, desto besser. Für Hämorrhoiden gilt nämlich, was für alle anderen Krankheiten auch gilt: Im Anfangsstadium sind die Therapieoptionen umfangreicher und die Aussicht auf einen Behandlungserfolg etwas größer. Treten die Hämorrhoiden bereits dauerhaft aus dem After, kommt hingegen nur noch eine Operation infrage.

Hämorrhoidalleiden: Lässt es sich vermeiden?


Personen können selbst etwas zur Vorbeugung von Hämorrhoidalleiden beitragen. Ob und wie schnell sich die Hämorrhoiden vergrößern, hat schließlich viel mit den Lebensgewohnheiten zu tun. Wer sich viel bewegt und gesund ernährt, hält seine Venen und damit auch die Hämorrhoiden jung und elastisch. Selbst wenn sich die Hämorrhoiden bereits vergrößert haben, helfen eine Umstellung der Ernährung und mehr Sport, den Krankheitsfortschritt aufzuhalten. Hämorrhoiden 1. Grades können sich sogar noch von selbst zurückbilden.

Gegen manche Ursachen, wie zum Beispiel schwangerschaftsbedingte Hämorrhoiden, gibt es leider keine Vorbeugungsmaßnahmen. Aber typische Symptome wie Jucken und Brennen lassen sich durch die richtige Analhygiene reduzieren. Die Haut um den After ist extrem empfindlich, was dazu führt, dass sowohl eine ungenügende als auch eine übertriebene Hygiene mitunter Reizungen hervorrufen. Am besten für die Reinigung nach dem Stuhlgang sind trockenes, weiches und weißes Toilettenpapier, weil dieses die Haut am wenigsten reizt, oder klares, lauwarmes Wasser. Und das gilt unabhängig davon, ob die Hämorrhoiden Probleme bereiten oder nicht.

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren